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Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde

Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde

Audiologie

Aktuelle Forschungsschwerpunkte: 
Untersuchung der kortikalen Reifung bei uni- und bilateral cochleaimplantierten Kindern

Die frühe kindliche Entwicklung ist nicht nur geprägt von allgemeinem Körperwachstum. Auch das vor der Geburt angelegte Nervensystem verbessert und optimiert seine Fähigkeit, Informationen, die durch die Sinnesorgane erfasst wurden, in das Gehirn zu leiten und zu sinnvollen Nervenerregungsmustern zu wandeln. Für unseren Hörsinn bedeutet dieses Prinzip, dass sich sowohl der Hörnerv und die Hörbahn im Hirnstamm, als auch die Nervenverbindungen im Hörzentrum unseres Gehirns (auditiver Kortex) durch das Hören sinnvoll verschalten und uns erst dadurch in die Lage versetzen, Worte und Geräusche zu unterscheiden und mit einer Bedeutung zu versehen.

Die Untersuchung der Hörbahnreifung, als auch der Reifung des Hörzentrums erfolgt mit Hilfe der Ableitung von elektrischen Spannungen von der Kopfhaut, die von den stimulierten Nerven erzeugt werden (Evozierte Potentiale). Bei normalhörenden Kindern kann man mit dieser Untersuchungsmethode erkennen, dass Hörnerv und Hörbahn etwa zwei Jahre "Hörzeit" benötigen, um ihre volle Funktionsfähigkeit zu erlangen. Das Hörzentrum im Gehirn verbessert durch das Hören von Sprache und allen anderen Geräuschen seine Fähigkeiten sogar noch bis etwa zum 15. Lebensjahr. Voraussetzung dafür, dass wir z. B. Sprache verstehen können und nicht nur als unidentifizierbares Geräusch wahrnehmen, ist also das tatsächliche Hören von Sprache. Wer in den ersten Lebensjahren nicht hören kann, dessen Nervenverbindungen können sich für das Hören nicht richtig entwickeln und verschalten.

Unzweifelhaft führt bei hochgradig Schwerhörenden oder taub geborenen Kindern eine frühzeitige einseitige Implantation eines Cochlear Implants (CI) zu einer Reifung der stimulierten Hörbahn und des kortikalen Hörzentrums, das dem versorgten Ohr zugeordnet ist. Die Nervenverbindungen des nicht versorgten Ohres bekommen aber weiterhin keine Stimulation und können sich trotz einseitigen Hörens nicht in gleicher Weise verbessern. Daraus resultiert die Frage, ob es eine messbare Reifung auch auf der unversorgten Hörseite gibt, die durch das einseitige Hören bewirkt wurde.

Die Kinder, die nach einigen Jahren des einseitigen Hörens zur Implantation des zweiten Ohres in unsere Klinik kommen, werden nun genau mit dem neu implantierten CI auf der neuen Hörseite untersucht, um Einblicke in den Entwicklungsstatus des bisher nicht hörenden Ohres zu bekommen. Diese Untersuchung ist wichtig, um eine Einschätzung gewinnen zu können, bis zu welchem Lebensjahr bei nur einohrigem Hören das zweite Ohr noch erfolgreich mit einem CI versorgbar ist. Grundsätzlich wird die beidseitige CI-Versorgung in einer oder zwei Operationen angestrebt.